Fabriken in der VUCA-Welt

Wie Sie Ihre Fabrik in einer Welt voll Unsicherheit effizient führen.

Lesedauer: 3 min.

Die Welt ist in Aufruhr. Heute vielleicht so stark wie selten oder nie zuvor. Entscheidungen, die Sie heute treffen und die heute noch vollkommen richtig waren, sind morgen schon wieder völlig falsch. Die Ursache ist einfach ausgemacht: Es ist die Umgebung, die sich ständig – und teils radikal – ändert. Damit ist es nicht mehr möglich, eindeutig und richtig zu entscheiden. Vielmehr gilt es, mit einem hohen Maß an Agilität von Entscheidung zu Entscheidung zu kommen und so die Produktion zu steuern. Wie dieses Konzept praktisch in Ihrer Fabrik umgesetzt werden kann und welche Prinzipien Sie dabei berücksichtigen sollten, zeigt der folgende Beitrag.

Die VUCA-Welt

„VUCA“ steht als Akronym für die englischen Begriffe volatility (dt.: Volatilität oder Unbeständigkeit), uncertainty (dt.: Unsicherheit), complexity (dt.: Komplexität) und ambiguity (dt.: Mehrdeutigkeit). Geprägt würde der Begriff schon vor knapp 30 Jahren in den 1990er Jahren am United States Army War College. Er diente dazu, die komplex gewordene, nun multilaterale Welt nach dem Ende des Kalten Krieges zu beschreiben.

Inzwischen steht der Begriff auch in anderen Disziplinen als Sinnbild für ein Agieren in einer Welt, die schwierig geworden ist: Heute können schon kleine Auslöser gravierende Auswirkungen haben. Veränderungen ergeben sich immer schneller und auch unvorhersehbar – die Welt ist volatil geworden. Außerdem nimmt die Berechenbarkeit ab. Als sicher geglaubte Konstanten verschieben sich urplötzlich, bekannte Prognose treffen nicht mehr – die Welt ist unsicher geworden. Darüber hinaus fehlen berechenbare Regeln. Wenn mehrere Elemente selbstbestimmt miteinander agieren, dann können Ergebnisse nahezu unberechenbar werden – die Welt ist komplex geworden. Zu guter Letzt sind Ursache-Wirkungsbeziehungen nicht mehr eindeutig. Es gibt verschiedene Verständnisse über dieselben Fakten – die Welt ist mehrdeutig geworden.

Wie können Sie in Ihrer Fabrik mit VUCA umgehen?

Die geschilderten Umstände sind alles andere als gut dafür geeignet, Entscheidungen zu treffen, die eine gewisse Halbwertszeit überschreiten sollen. Es gibt dafür heute schlicht und ergreifend keine berechenbare Grundlage mehr. Umso schwieriger wird es, im Rahmen einer Fabrikplanung oder Prozessoptimierung die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Problematik bei komplexen Projekten in der Produktion ist es ja gerade, dass Sie heute weitreichende Entscheidungen treffen, die in vielen Jahren immer noch richtig sein sollen.

Wie können Sie also auf die Anforderungen der VUCA-Welt in Ihrer Fabrik reagieren?

Hier kommt die gute Nachricht: Das Akronym VUCA hält nicht nur eine Problembeschreibung bereit, sondern auch einen Lösungsansatz. Denn eine Strategie zum Überleben in der VUCA-Welt leitet sich ebenfalls von der Abkürzung ab, nämlich: vision (dt.: Vision), understanding (dt.: Verstehen), clarity (dt.: Klarheit) und agility (dt. Agilität). Wie können Sie diese Schritte in Ihrer Produktion oder Fabrik nun umsetzen?

Vision: Am Anfang gilt es, eine Leitidee für Ihre Fabrik zu entwickeln. Wofür soll die Fabrik stehen, was ist die übergeordnete Zielsetzung für die Produktion? Wir erleben oft, dass Unternehmen diesen Schritt nicht oder nicht ausreichend würdigen. Dennoch zeigt die Erfahrung, dass ein übergeordnetes Fabrikziel als ein identitätsstiftendes Element eine Art gedanklichen Ordnungsrahmen anbietet, der zeigt, wofür die Fabrik stehen soll und warum sie so organisiert und aufgebaut ist, wie sie es nun einmal ist. In Kurzform: It all starts with the Why. Welche Ziele es für eine Fabrik gibt und wie Sie diese festlegen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Understanding und Clarity: Hier gilt es, den aktuellen Status-Quo aufzunehmen: Wo liegen die Stärken und Schwächen Ihrer Fabrik? Wie gut ist Ihre Fabrik auf diese VUCA-Welt vorbereitet? Wir denken an dieser Stelle an einen systematischen „Fabrik-Radar“, der alle Ecken Ihrer Produktion durchleuchtet und damit Chancen und Herausforderungen klarstellt. Eine erste Idee mitsamt Checkliste für Stärken und Schwächen finden Sie Checkliste für Stärken und Schwächen finden Sie hier

Agility: Nun geht es an die Umsetzung. Dabei ist es wichtig, bestimmte Prinzipien zu nutzen, um Ihre Fabrik umzugestalten. Schließlich müssen Entscheidungen ggf. kurzfristig revidiert oder angepasst werden. Daher empfehlen wir Ihnen folgende Gestaltungsregeln für Ihre Fabrik:

Gestaltung einer VUCA-gerechten Fabrik

Grundsätzlich haben wir die Erfahrung gemacht, dass in einer VUCA-Welt eine Fabrik nicht nach starren Regeln organisiert sein muss, denn Regeln wirken nicht in einer komplexen Welt. Vielmehr gilt es, bestimmte Prinzipien zu etablieren, die nicht – wie eine Regel – komplett ausformuliert sind, sondern eine Richtung vorgehen, einen Grundgedanken, der vom Anwender selbstständig bestimmt und feindetailliert werden muss. Die folgende Liste verstehen wir als Diskussionsbeitrag – die Aufzählung ist sicher nicht vollständig. Folgende Prinzipien eignen sich:

Giga-Flexibilität / Wandlungsfähigkeit

  • Organisieren Sie die Wertschöpfung in Ihrer Fabrik in Netzwerken. Jeder Partner soll sich auf seine echten Kernkompetenzen fokussieren, andere (periphere) Teile, die nicht Ihre Kernkompetenz treffen, können aus dem Netzwerk beschafft werden. Damit wird es möglich, in Zeiten fehlender Auslastung diese peripheren Teile rückwärts zu integrieren und damit Ihre Auslastung in der Fabrik zu sichern. In Überlastphasen geben Sie die Teile zurück in Produktionsnetz und schaffen Freiraum.
  • Bauen Sie Ihre Fabrik konsequent nach den sog. „Wandlungsbefähigern einer Fabrik“ auf: Mobilität, Universalität, Kompatibilität, Skalierbarkeit sowie Modularität.
  • Verstehen Sie Ihr Supply Chain Management aus der Perspektive eines Risiko-Managements: so sind höhere Bestände zwar mit höheren Kosten verbunden – bieten aber auch die Chance, sich von Lieferanten zu entkoppeln. Mehr zur Renaissance der Bestände finden Sie Renaissance der Bestände finden Sie hier.

Dezentralisierung

  • Heute gilt es, Ihre Mitarbeiter konsequent in die Führung der Fabrik einzubeziehen. Dadurch steigern Sie das Engagement und zeigen Wertschätzung für Wertschöpfung.
  • Nutzen Sie dezentrale Führungsmethoden, die klar die Ziele der Fabrik auf einzelne Bereiche herunterbrechen (das Stichwort ist hier „OKR“).
  • Bauen Sie dezentrale Führungszirkel entsprechend der Ideen eines Shopfloor-Managements auf.
  • Etablieren Sie eine Führung vor Ort, als eine Art „Warroom auf dem Shopfloor“, wo kurzfristige Entscheidungen ganz kurzfristig unter Einbeziehung aller relevanten Mitarbeiter getroffen werden können.

Verschwendungsfreie Prozesse

  • Nutzen Sie konsequent Lean-Ansätze, um Verschwendung zu vermeiden und Effizienz zu steigern.
  • Energie- und Ressourceneffizienz sind ein Stellhebel, um nicht nur den Footprint der Fabrik zu reduzieren, sondern auch um die Herstellkosten im Griff zu behalten.
  • Halten Sie Ihre logistische Leistung immer hoch: Wenn Sie kürzere Durchlaufzeiten in der Produktion bieten und sich am Markt durch eine höhere Termintreue differenzieren, können Sie schneller auf Änderungen am Markt reagieren, wenn sich die Nachfrage verändert – ganz klassische Produktionslogistik kann hier helfen!

Neben diesen konkreten Vorschlägen, um mit der VUCA-Welt umzugehen, möchten wir Ihnen einige Fragen stellen: Wissen Sie, wie gut Sie auf die VUCA-Welt vorbereitet sind? Haben Sie die Effizienz Ihrer Fabrik im Griff – selbst wenn sich die äußeren Einflüsse teils dramatisch ändern? Falls nicht, erreichen Sie uns gern zum Gespräch.

GREAN GmbH



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