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Die Produktion der Zukunft

Welche Gesetze morgen nicht mehr gelten.

Lesezeit: ca. 5 Minuten

Alles hat seine Zeit, so weiß es schon die Bibel im Buch Kohelet. Und so verwundert es nicht, dass sich auch in dieser Zeit, in der wir in einer globalen Pandemie „feststecken“, bisherige Konstanten verschieben. Dies gilt in allen Lebensbereichen und macht natürlich auch vor der Produktion keinen Halt. Und hier ist eines auffällig: Gängige Denkansätze und Leitlinien, an denen wir jahrelang festgehalten haben, scheinen nicht mehr zu gelten. Andere Prinzipien etablieren sich und werden das Gesicht der Produktion in Zukunft verändern. Daher begebe ich mich auf Spurensuche nach diesen neuen Leitsätzen, die heute entstehen und morgen wichtig werden.

Sicherheit first. Effizienz second.

Seit dem Beginn der Corona-Krise ist es Standard in Fabriken, Bereiche physisch zu entkoppeln, Mitarbeiter zu trennen, neue Hygieneregeln zu installieren – selbst wenn dadurch Wege länger werden, Abstimmungen schlechter laufen und die Effizienz der Produktion insgesamt leidet. Das Ziel ist klar: Die Produktion muss aufrecht erhalten bleiben. Dem hat sich alles andere unterzuordnen.

Wir beobachten, dass etwa das Zusammenspiel ganzer Produktionsbereiche bewusst „gestört“ wird, um Kontakte zu vermeiden. Die Lean-Experten in uns schreien „Verschwendung“, weil Ineffizienz entsteht. Heute muss das aber sein, um sicher zu sein. Dasselbe gilt auch für Bestände, bei denen heute ein höheres Bestandsniveau erreicht wird, damit eine Produktionsfähigkeit überhaupt aufrecht erhalten bleibt. Dass dadurch Kosten steigen? Geschenkt!

Ich erkenne einen Trend zu einer „neuen Sicherheit“ in der Produktion. Und das wird auch in Zukunft wichtig bleiben. In Zeiten der Rezession kommt dann allerdings der Effizienzgedanke mit Wucht zurück. Denn Sicherheit muss man sich leisten können, eben weil die Effizienz sinkt. Ein gesunder Mix aus Sicherheit und Effizienz wird die treibende Kraft in der Produktion der Zukunft sein.

Resilienz meint Glokalisierung und Slowabilisierung.

Wir haben gesehen, dass internationale Lieferketten zusammenbrechen. Schließt China seine Fabriken, stehen in Deutschland Produktionsbetriebe still. In Zukunft wird eine Regionalisierung von Lieferketten auftreten. Wertschöpfung wird zurückgeholt nach Deutschland und Europa. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie bewegen sich in demselben Rechts- und Mentalitätsraum, noch dazu ist es räumlich greifbar. Das gibt das Gefühl von Kontrollierbarkeit zurück.

Sicherlich wird es auch einen Trend geben, die Lieferantenstruktur nicht nur zu re-regionalisieren, sondern auch zu diversifizieren, um dadurch Risiko aus dem Versorgungsnetz zu nehmen. Meine Einschätzung ist, dass der Kostenfokus, der beim Supply Chain-Management oft ausschlaggebend war, vorbei ist. Weitere Ziele einer Leistungsorientierung kommen dazu: „Was kann mir die Supply Chain anbieten und wie eng und sicher stehe ich in der Kette?“ – das werden neue Fragen sein. Das alles dient einem Ziel: Eine Abwehrfähigkeit in Krisenzeiten aufzubauen, neudeutsch: Resilienz der Produktion zu etablieren.

Wir erleben einen Rückzug in das engere regionale Umfeld, möglicherweise hat die Deglobalisierung gerade begonnen. Dieser Trend kann eine Renaissance des Standort Deutschland bedeuten, weil Wertschöpfung zurückkommt. Dann liegt darin auch eine Chance für uns.

Wenn Anwesenheit nicht das Problem war, wie kann dann Abwesenheit die Lösung sein?

Enge persönliche Kommunikation in Shopfloor-Runden, das war das Gebot der Stunde: Verantwortung teilen und dezentralisieren, Werker in die Verantwortung bringen. Heute steht dem die Idee der Remote-Führung gegenüber. Persönliche Kommunikation war nützlich – jetzt ist sie im Wege. In Zeiten von Corona verbietet sich enge persönliche Führung fast von selbst. Interessant ist, dass viele Unternehmen jetzt spüren: Es funktioniert. Und damit in einen Zustand der „Zwangs-Agilisierung“ gekommen sind: Wir müssen, dann geht es auch.

Meine Einschätzung: Das wird einen neuen Schub für die Digitalisierung und Automatisierung in Fabriken geben. Die Idee, dass ein Produktions- oder Werksleiter am Frühstückstisch schon einmal kurz die Echtzeit-Kennzahlen seiner Fabrik checkt, ist nicht mehr unrealistisch.

Und trotzdem glaube ich, dass es nach Corona eine neue Kultur in Unternehmen braucht: Eine neue Kultur der gegenseitigen Wertschätzung, in der Jung und Alt, analog und digital, manuell und automatisiert, extern und intern neu zusammenarbeiten, um aus diesem Netz einen Mehrwert für die Produktion zu schaffen. Viele unserer Kunden berichten uns, dass sie dieses Gefühl schon heute spüren: Wir halten zusammen, gegen die Rezession, gegen Corona und die Sorgen. Ein neuer Zusammenhalt entsteht.

Ich bin sicher: Das persönliche Interagieren ist wertvoll und wird zurückkommen. Bloß wird es ergänzt werden um eine neue Transparenz durch digitalisierte Daten der automatisierten Fabrik. Ein neues Miteinander wird entstehen.

Keinen Bock mehr auf Dauerkrise.

Durch solch ein Tal der Tränen zu gehen, fühlt sich mies an. Das merken wir gerade allesamt. Und schon drängt sich mir eine Frage auf: Haben wir Lust, dieses schlechte Gefühl ab jetzt permanent, womöglich für die nächsten 30 Jahre zu spüren und dann auch noch an unsere Kinder zu vererben? Falls Ihre Antwort auch „Nein“ ist, glaube ich, dass wir die Art, wie wir leben und Wirtschaft betreiben, grundlegend überdenken müssen. Und da drängt sich die Frage nach dem Thema „Nachhaltigkeit“ besonders auf.

Gedanken, wie ein suffizienteres Leben aussehen kann, die Frage, wie die einseitige Fokussierung auf Wachstum und übermäßigen Ressourcenverbrauch gestoppt werden kann, ist angesichts dieser Krise plötzlich da. Wir lernen, dass wir unsere Erde auslaugen, wenn wir nach Corona einfach so weitermachen – und dass das Krisengefühl sich potenzieren und lange bleiben wird.

Ich bin der festen Überzeugung, dass in dem Prinzip der Nachhaltigkeit eine riesige Chance für uns liegt: Wenn es bspw. der Maschinen- und Anlagenbau schafft, Produkte zu kreieren, die energie- und materialeffizient betrieben werden können, dann schafft das neue Möglichkeitsräume für den Vertrieb. Wir gelten als Ausrüster der Welt, daher liegt hier ein großes Marktpotenzial! Wir müssen verstehen, dass diese Perspektive eine Welt voller Chancen ergibt. Dann wird die Bedeutung der Nachhaltigkeit in der Produktion steigen.

Die Welt ist im Wandel. Und wir sind mittendrin und live dabei. Doch was bedeutet das für Sie und Ihre Projekte in der Produktion? Fragen Sie uns. Gemeinsam finden wir eine Antwort.

Über den Autor:

Dr. Tobias Heinen, promovierter Ingenieur und Lehrbeauftragter der Leibniz Universität Hannover, ist geschäftsführender Gesellschafter der GREAN GmbH. Sein Ziel ist es, die Effizienz von Produktionsunternehmen spürbar zu steigern. Dafür plant und optimiert er mit seinem Team Prozesse und Abläufe genau da, wo das Herz der Unternehmen schlägt: In der Produktion. Er unterrichtet an mehreren Universitäten in den Bereichen Prozessoptimierung, Fabrikplanung und Nachhaltigkeit und ist als Redner auf vielen Kongressen, Veranstaltungen und Unternehmensforen gefragt.

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In vielen Fabriken sind hohe Bestände, lange Wege-, Such- oder Durchlaufzeiten ein großer Kostenfaktor, der gleichzeitig massiv die Effizienz der Produktion drückt. Dagegen setzen wir unsere Dienstleistung: Unsere Kunden profitieren von einer fundierten, systematischen und analytisch geprägten Beratung. So steigern wir mit Ihnen gemeinsam die Effizienz in Ihrer Produktion.

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